Die Geschichte der Caritas - Werkstätten Hannover
1971-1977
Eingliederungswerkstätte für Jugendliche mit geistiger Behinderung
Seit dem 1. April 1971 stellt sich das Niels-Stensen-Haus der Aufgabe, erheblich lernbeeinträchtigten Menschen eine soziale und berufliche Integration zu ermöglichen. Dieses geschah zunächst in den Räumen des ehemaligen „Heilpädagogischen Kinderheimes“, das von Prälat Morotini 1964 gegründet und unter der Trägerschaft des Caritasverbandes für die Diözese Hildesheim e.V. ab April 1968 weitergeführt wurde. Unter der Leitung von Norbert Langen und seinen Mitarbeitern wurde das Heim konzeptionell und strukturell erweitert, so dass neben dem Heimbetrieb erstmals lernbeeinträchtigte Kinder im Rahmen einer schulähnlichen Bildungsstätte entsprechend gefördert wurden. Mit der Fertigstellung der Heimstatt Röderhof in Engenstedt bei Hildesheim verließen alle noch nicht 14-jährigen Betreuten das Heim und fanden Aufnahme in der neuen Heimstatt.
Das Leitungsteam des heilpädagogischen Kinderheimes sah sich nun vor die Aufgabe gestellt, den zurückbleibenden Jugendlichen eine altersgerechte, an den Leistungsmöglichkeiten orientierte berufliche Bildungs- und Förderarbeit zu entwickeln. So entstand mit besonderer Unterstützung des damaligen Landessozialamtes Niedersachsen als Modellversuch die „Eingliederungswerkstätte für geistig behinderte Jugendliche“ für zunächst 80 junge Menschen. Der Modellversuch bestand darin, diesen Personenkreis durch sehr individuelle, berufsorientierte Arbeitsangebote sonderpädagogisch zu fördern. Es war in der bisherigen Arbeit mit diesem Personenkreis in den damaligen „Beschützenden Werkstätten“ ein absolutes Novum, dass die Betreuten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt an ausgesuchten Arbeits- und Produktionsstätten ein mehrmonatiges Erfahrungs- und Erprobungspraktikum machten.
Das im Niels-Stensen-Haus entwickelte Förderprogramm fand in Fachkreisen außerordentlich hohe Beachtung, da nachgewiesen werden konnte, dass circa 50 Prozent der erheblich lernbeeinträchtigten Jugendlichen spätestens nach Abschluss der zwei- bis dreijährigen berufsorientierten sonderpädagogischen Förderung einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erreichen konnten. Die übrigen Absolventen erhielten Arbeitsplätze vornehmlich in der Beschützenden Werkstätte der Lebenshilfe am Kronsberg, da die Eingliederungswerkstätte selbst zu diesem Zeitpunkt noch nicht über die Produktionsstufe einer Werkstatt für Behinderte verfügte. Zugleich fanden ab 1.4.1971 36 Betreute in der Eingliederungswerkstätte Unterkunft in dem vom Caritasverband für die Diözese Hildesheim neu eingerichteten Agnes-Neuhaus-Heim in der Südstadt von Hannover.
1977
Umzug in das Carl-Morotoni-Haus am Engelbosteler Damm 72
Das Gebäude in der Spitzwegstraße reichte für die überaus große Nachfrage an Förderplätzen schon lange nicht mehr aus. Nachdem entsprechende Neubauplanungen für das Grundstück in der Spitzwegstraße bereits abgeschlossen waren, bot sich für die Diözese Hildesheim 1976 der Kauf der ehemaligen Feinkostfabrik Appel am Engelbosteler Damm an, um diese Gebäude unter anderem für die Arbeit des Niels-Stensen-Hauses umzubauen. In Erinnerung an die Verdienste des Gründers und Stifters des Heilpädagogischen Kinderheims erhielt der gesamte Gebäudekomplex den Namen „Carl-Morotoni-Haus“, in dem zugleich weitere Organisationen der Behindertenhilfe Räume mieteten. Im August 1977 konnten die ersten 190 Jugendlichen in der Eingliederungswerkstätte die neuen Räume beziehen.
1977
Werkstatt für Behinderte in Kooperation mit dem Behindertenzentrum Hannover
Mit der Neufassung des Schwerbehindertengesetzes im Jahre 1974 erfolgte eine Neustrukturierung der beschützenden Werkstätten. Danach gliederte sich die Werkstatt für Behinderte in die Bereiche Eingangs-, Arbeitstrainings- und Arbeitsbereich. Mit der bisherigen Konzeption der Eingliederungswerkstätte übernahm das Niels-Stensen-Haus zunächst für den Großraum Hannover den Eingangs- und Arbeitstrainingsbereich. Das neu entstandene Behindertenzentrum richtete sich auf den Produktionsbereich ein und die beiden Einrichtungen erhielten als Kooperationspartner den Status der vorläufig anerkannten Werkstatt für Behinderte.
1977 - 1981 Berufsbildungsstätte
Eine Änderung des Rehabilitationsangleichungsgesetzes hatte die Differenzierung und Erweiterung des beruflichen Förderangebots für verhaltens- und erheblich lernbeeinträchtigte Jugendliche zur Folge, die im damaligen Berufsschulsystem wegen zu erwartender Schulprobleme keine Aufnahme fanden. So richtete das Niels-Stensen-Haus unter dem Namen „Berufsbildungsstätte Hannover“ parallel zur Eingliederungswerkstätte „Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“ ein. Insgesamt entstanden für diesen Bereich im Auftrag des Arbeitsamtes zusätzlich 100 Förderplätze.
1980 - 1983
Maßnahme zur beruflichen und sozialen Eingliederung junger Ausländer
In Kooperation mit dem Ortscaritasverband Hannover führte das Niels-Stensen-Haus im Auftrag der Arbeitsverwaltung die „Maßnahme zur beruflichen und sozialen Eingliederung junger Ausländer“ durch. Teilnehmer waren junge Ausländer und Ausländerinnen, die im Rahmen der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik Deutschland kamen, aber hier auf Grund des Alters keine allgemeinbildenden Schulen besuchen konnten. Sie verfügten über keine oder geringe deutsche Sprachkenntnisse und hatten in ihrem Heimatland ein anderes Bildungssystem durchlaufen. Durch intensiven Sprachunterricht, verschiedene berufsorientierte Arbeitsangebote und begleitende sozialpädagogische Hilfen sollte diesen Jugendlichen die berufliche und soziale Eingliederung erleichtert werden.
1981
Eigenständige Werkstatt für Behinderte
Im Rahmen der Fortentwicklung des Behindertenplanes der Landeshauptstadt Hannover richtete auch das Niels-Stensen-Haus ab 1981 in den vorhandenen Räumen den Arbeits- und Produktionsbereich ein und erhielt 1985 die endgültige Anerkennung nach dem Schwerbehindertengesetz.
1981
Außerbetriebliche Ausbildung
Eine Erweiterung des Berufsbildungsangebotes erfolgte durch die „außerbetriebliche Ausbildung“, die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft in Zusammenarbeit mit der Handwerks- und Landwirtschaftskammer sowie dem Arbeitsamt Hannover durchgeführt wurde. Hier sollten ausbildungsfähige Jugendliche, die auf Grund von mangelhaften schulischen Voraussetzungen und sozialen oder sprachlichen Schwierigkeiten im dualen Bildungssystem (Berufsschule und Betrieb) auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt geringe Erfolgschancen hatten, eine Ausbildung erhalten. Ausbildungsbereiche waren Metallhandwerk, Hauswirtschaft und ab 1982 Gas- und Wasserinstallation.
1983
Wiederaufnahme der „Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten“
Wie bereits 1977 - 1981 in der Berufsbildungsstätte durchgeführt, übernahm das Niels-Stensen-Haus erneut im Auftrag des Arbeitsamtes Hannover „Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten im allgemeinen Arbeitsmarkt“. Die Förderung wurde in den Ausbildungsfeldern Maurer, Maler, Tischler und Hauswirtschaft durchgeführt. Die Maßnahme diente ebenfalls der Vorbereitung für die Vermittlung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
1985 - 1988
Ausbildungsprogramm Niedersachsen
Zur Überbrückung von Ausbildungsengpässen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt bildete das Niels-Stensen-Haus 25 Jungendliche mit Schulabschlüssen aller allgemeinbildenden Schulen im Tischlerberuf aus. Die Berufsausbildung erfolgte im Rahmen eines Sonderprogramms im Auftrag des Landesministeriums für Kultur.
1996
25-jähriges Bestehen des Niels-Stensen-Hauses
Die Geschichte der Einrichtung macht deutlich, dass sich das Niels-Stensen-Haus die berufliche Bildung behinderter und benachteiligter Menschen zur Aufgabe gemacht hat. Dabei findet die psychosoziale Entwicklung der Personen eine besondere Berücksichtigung. Durch die enge Verbindung dieser beiden Bildungselemente will die Einrichtung dem Anspruch ganzheitlicher Integrationsarbeit gerecht werden. Das Ziel besteht darin, die Lebenssituation behinderter und benachteiligter Menschen in der Gesellschaft zu verbessern.
In der Vergangenheit bestand die Herausforderung für die Einrichtung darin, sich sozialpolitischen Veränderungen und dem damit verbundenen Bedarf an beruflichen Bildungsangeboten zu stellen. Aus den in der Geschichte aufgezeigten Entwicklungslinien entstanden die beiden Bereiche der heutigen beruflichen und sozialen Integrationsarbeit des Niels-Stensen-Hauses.
Die anerkannte Werkstatt für Behinderte hatte 1996 ca. 400 Plätze belegt. Die Ausbildungs- und Eingliederungswerkstatt hat insgesamt ca. 100 Plätze in den Bereichen Ausbildung und den berufsvorbereitenden Förderlehrgängen.
2005
Eröffnung der neuen Wäscherei im Niels-Stensen-Haus
Am 20. Mai 2005 wurde die neue Wäscherei eröffnet. Auf 1000 m2 wird mit neuester Technik Wäsche von Pflegeheimen, Restaurants, Hotels und Privatkunden gewaschen. Rund 40 neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung sind hierbei entstanden. Die Eröffnung fand in der Presse ein großes Echo.