Niels Stensen Porträt

Wer war Niels Stensen?
Vom weltoffenen Forscher zum engagierten Bischof

Es ist spannend, den Lebensweg Niels Stensens nachzugehen; dieser bedeutende Mann des 17. Jahrhunderts hat auch in Hannover lebendige Spuren hinterlassen. Niels Stensen war ein deutlicher Impulsgeber für wissenschaftlich fundiertes, innovativ geprägtes, intensives und dichtes Arbeiten. Er war ein moderner und außergewöhnlich vielseitig interessierter Forscher und ein schon für die damalige Zeit weltoffener Mensch, der sich in sieben Sprachen zurechtfand.

Geboren wird der große Gelehrte und Kirchenmann am 1.11.1638. Im Alter von 18 Jahren schreibt sich Niels Stensen an der Universität des Theatrum Anatonicum in Kopenhagen ein, um anatomische Studien zu verfolgen. Mit 21 Jahren verlässt er Dänemark, womit seine wissenschaftlichen Wanderjahre durch Europa beginnen. Er ist als anerkannter Anatom tätig, reist durch Frankreich und Italien. Um das Jahr 1672 befasst er sich außerdem mit geologischen Studien, der Paläontologie und der Kristallographie. 1667, nach eingehendem Studium der christlichen Glaubenslehre, tritt Niels Stensen zum katholischen Glauben über. 1675 liest Niels Stensen seine erste Messe als katholischer Priester.

1676 bittet Johann Friedrich von Hannover, der inzwischen katholisch gewordene Bruder der dänischen Königin Sophie Amalie, unterstützt von seinem Bibliothekar Leibniz, Niels Stensen in die kleine Diasporagemeinde Hannover. Papst Innozenz XI. willigt in dieses Begehren ein und ernennt Niels Stensen nach viermonatiger Vorbereitungszeit zum Bischof und zum apostolischen Vikar in Hannover. Ab November 1677 wirkt Niels Stensen hier in Hannover, einmal als Gemeindepfarrer, wo er wegen der vielen Ausländer auch in Französisch und Italienisch predigt, dann aber auch als Bischof für Nordwestdeutschland, für Dänemark und Norwegen.

Besonders interessant sind die Begegnungen zwischen Niels Stensen und Leibniz, der den Naturwissenschaftler im Bischof reaktivieren will. Das Thema der Glaubensspaltung beschäftigt beide. Leibniz ist für die Wiedervereinigung der Kirchen, während Stensen nicht zu einem äußeren Zusammenschluss bereit ist, ohne dass eine völlige Einigung in den wesentlichen Glaubensfragen zustande käme.

1679 stirbt der katholische Johann Friedrich von Hannover und sein evangelisch gebliebener Bruder Ernst August wird sein Nachfolger, womit der Wirkungskreis des Bischofs Stensen im Schloss beendet ist und das katholische Gemeindeleben in die Stadt hinein verlagert wird. Berufen durch den Fürstbischof von Paderborn, wird Niels Stensen 1680-1683 Weihbischof für die Diözese Münster, wo er die desolaten Zustände nach dem dreißigjährigen Krieg aufzuarbeiten hat. Er setzt sich energisch für Bettler, Arme und in Not Geratene ein. Er achtet streng darauf, dass Priesterstellen und Ämter verantwortungsbewusst besetzt sind.

Als der Fürstbischof von Paderborn 1683 stirbt, zieht sich Niels Stensen aus dem korrupten Nachfolgegerangel zurück und begibt sich nach Hamburg, um von dort aus als Bischof für das nördliche Europa seinen Dienst zu tun. Im Jahr 1684 wird er vom Herzog von Schwerin zu den dort lebenden 20 katholischen Familien gebeten, und Niels Stensen folgt seinem Pflichtgefühl und begibt sich nach Schwerin. Hier stirbt er nach kurzer Wirkungszeit im Jahr 1686 im Alter von 48 Jahren. Sein Leichnam wird in Florenz beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Kirche San Lorenzo in der dortigen Capella Stenoniana nahe der Grabmale der Medici.

Aber auch hier im Niels-Stensen-Haus in Hannover ruhen hinter einer kunstvoll in Bronze gestalteten Plakette Knochensplitter und Haarsträhnen von dem inzwischen selig gesprochenen Niels Stensen. Und auch in der Propsteikirche St. Clemens in Hannover befinden sich Reliquien.

Historisches Gemälde von Niels Stensen

Leitbild für die Arbeit in den Caritas - Werkstätten Hannover

Als Impuls für unsere Arbeit im Dienste der behinderten und benachteiligten Menschen mag uns ein Zitat gelten, das Niels Stensen für gute Seelsorge prägte. So vergleicht er das Wirken eines Priesters mit dem eines Chefarztes. „Der Chefarzt muss jeden einzelnen Patienten kennen, wenn er die Krankheit heilen will. Da es eine Unzahl von Krankheiten und eine Unzahl von Heilmitteln gibt, muss er dem einen dieses, dem anderen jenes geben. Bei manchen ist es notwendig, das Messer, ja das Feuer, anzuwenden. Ebenso gibt es zahllose geistige Krankheiten, und nicht für alle eignet sich die gleiche Kur. Will also der Priester die Aufgabe des Seelenarztes lösen, so muss er die geistige Krankheit jedes einzelnen möglichst gründlich kennen, ihre Symptome, ihre Ursachen und die dafür geeigneten Heilmittel. Wir haben ein Vorbild in Jesus Christus, der sagt, er sei gekommen, die Kranken zu heilen, und der die Einzelnen auch tatsächlich auf verschiedene Weisen geheilt hat.“


Die Grafik zeigt einen Beschäftigten, welcher seine Arbeit präsentiert.

"Gesellschaftliche Integration durch Eingliederung ins Arbeitsleben"



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